Sprache ist multidimensional. Um sie beschreiben zu können,
müssen wir also in mehreren Ebenen denken.
Gehen wir also zuerst einmal ganz oberflächlich an die
Sprache heran. Angenommen wir nehmen eine für uns fremde Sprache war, so wird
all das, was wir rein physikalisch wahrnehmen, von der Phonetik beschrieben. Die Bausteine der Phonetik sind also Phone, also Laute, aus denen sich
Sprache zusammensetzt. Phonetik befasst sich damit, wie Laute entstehen, wie
wir sie klassifizieren – also in Gruppen einteilen können, wie die Laute
übertragen werden und wie wir sie als Signal aufnehmen.
Wollen wir innerhalb der lautlichen Ebene unter die
Oberfläche schauen, so befassen wir uns damit, in welcher Umgebung verschiedene
Laute stehen, wie Laute sich verändern und sich beeinflussen und zum Beispiel wie
eine Silbe aufgebaut ist. Anstelle von Phonen,
die also oberflächlich physikalisch wahrnehmbare Laute sind, beschäftigt sich
diese nächste Ebene, die Phonologie,
mit Phonemen – abstrakte bedeutungsunterscheidende Bausteine. So kann in
einer Sprache zum Beispiel das Phonem /r/ durch verschiedene r-Laute (Phone)
produziert werden. Wir können es durch ein Zungenschlag-r [r], ein am Zäpfchen
gerolltes [ʀ]
oder ein dort „geriebenes“-r [ʁ] realisieren ohne eine
bedeutungsunterscheidende Wirkung zu haben.
Aus den Phonemen werden aber nicht gleich Wörter gemacht,
denn in der nächsten Ebene, der Morphologie,
beschäftigen wir uns nicht direkt mit Wörtern, sondern erst einmal mit meist
kleineren Bausteinen, den Morphemen.
Wenn wir uns nämlich zum Beispiel deutsche Wörter einmal anschauen, sind darin
oft mehrere bedeutungstragende Teile
kombiniert. Zum Beispiel das Wort „Volkslieder“ enthält vier bedeutungstragende Bausteine (Morpheme). Das
offensichtlichste ist hier wohl „Lied“. Zwischen Volkslieder und Lied ist aber
ein Bedeutungsunterschied, der daher rührt, dass durch andere Morpheme, wie zum
Beispiel „Volk“, das Fugenmorphem „-s-“ und das „-er“, welches die Mehrzahl
anzeigt, die Bedeutung verändert wird. Die Morphologie beschäftigt sich also damit,
was Morpheme sind, wie sie klassifiziert werden können und wie aus ihnen Wörter
werden.
Wie dann aus Morphemen und Wörtern erst Phrasen und dann Sätze
werden, erklärt die Syntax.
Sie erforscht Regeln zur Bildung von Sätzen und erklärt dadurch, wie aus der
Gesamtheit der Einzelbedeutungen von Wörtern komplexe Gedanken in einem Satz
werden können. Phrasen sind dabei erste Zusammenfügungen von Wörtern, die dadurch
gekennzeichnet sind, dass ein Wort die anderen regiert, also beeinflusst. So
haben wir zum Beispiel in einer Nominalphrase
„ein großes Haus“ das Nomen, welches die anderen in Kasus Numerus und Genus
beeinflusst. Deshalb können wir auch nicht sagen „eine großen Haus“.
Eine ganz andere Ebene, die sich nicht mit dem formalen
Aufbau von Sprachbausteinen beschäftigt, sondern allgemein mit ihrer Bedeutung, nennt man Semantik. Sie befasst sich nicht nur mit der
Einzelbedeutung, sondern auch, wie sich diese Bedeutung im Satzzusammenhang
verändern kann und wie Wörter nur in bestimmten Kontexten Bedeutungen erlangen
können.
Dass die Bedeutung eines Satzes in einer Sprechsituation völlig
verändert werden kann, beschreibt die Pragmatik.
Ihre Forschungsgegenstände sind also Sprechsituationen
und Gespräche, die nach bestimmten
Regeln ablaufen müssen, um die Intention des Sprechers auch beim Hörer ankommen
zu lassen. So kann die Bedeutung eines Satzes, wenn er in einem bestimmten
Zusammenhang gesprochen wird, durch Ironie umgekehrt werden. Wie das
funktioniert erklärt die Pragmatik.
Sprache kann also in all diesen Ebenen erforscht werden.
Dabei muss aber bedacht werden, dass sie alle Schnittstellen haben. So kann zum
Beispiel durch Phonologische Prozesse, wie durch die Satzintonation, die
Semantik (also Bedeutung) geändert werden. Also sind diese Ebenen wichtig, um
Sprache zu unterteilen und sie gezielt erforschen zu können, doch muss man
feststellen, dass Sprache sich nicht wie eine Torte in Stücke teilen lässt,
sondern immer auch als Ganzes gesehen werden muss.
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